Die Frage mag absurd klingen, aber sie ist vielleicht die wichtigste, die wir uns in der modernen Arbeitswelt stellen können: Wie lassen wir die Kuh fliegen?
Lange haben wir uns darauf konzentriert, Probleme zu lösen. Zuerst holen wir reaktiv die sprichwörtliche „Kuh vom Eis“. Dann werden wir proaktiver und bauen Zäune, um zu verhindern, dass sie überhaupt aufs Eis gerät. Das ist nützlich, aber es bleibt eine Reaktion auf Vergangenes.
Der eigentliche Sprung, der Wandel von reaktiv zu kreativ, die wirkliche Transformation entsteht in dem Moment, in dem wir uns völlig neue Möglichkeiten vorstellen. Doch dieser Sprung erfordert mehr als nur bessere Methoden. Er erfordert eine grundlegende mentale Verlagerung. Wir müssen erkennen:
Zukunftsgestaltung entsteht nicht dadurch, dass ich ein Problem löse, sondern dadurch, dass ich mich vom Problem löse.
Agilität bleibt damit nicht nur die Fähigkeit auf Veränderung zu reagieren, sondern im komplexen Raum zu agieren und handlungsfähig zu sein. Gerade in der exponentiellen Entwicklungsgeschwindigkeit der KI müssen wir noch besser den komplexen1 Raum bespielen, um zu verhindern, dass wir in den chaotischen Raum abdriften (vgl. Cynefin Framework).
Es reicht nicht mehr, nur methodisch ein agiles Framework einzusetzen (doing agile), wesentlich relevanter wird es sein, eine Haltung (being agile) einzunehmen um die Fähigkeiten zu entwickeln, diesen Raum auch in Zukunft bespielen zu können.
Wie wir uns vom Problem lösen, um die Zukunft zu gestalten
Um das zu können, müssen wir Ballast abwerfen: alte Regeln, die uns blockieren und Ängste, die unseren Blick verengen. Wir müssen ein Umfeld aus psychologischer Sicherheit schaffen, in dem das Undenkbare – eine fliegende Kuh – überhaupt erst gedacht werden kann. Denn wie der Management-Vordenker Marshall Goldsmith2 sagte:
What got you here, won’t get you there
Dieser Wandel vom Problem-Verwalter zum Zukunfts-Gestalter ist die Essenz wahrer Agilität. Doch dieser Sprung ist leichter gesagt als getan. Zwischen dem Wunsch zu fliegen und dem tatsächlichen Abheben liegt die Schwerkraft der Gewohnheit, der menschlichen Psychologie und etablierter Systeme.
Auftakt: Die Kunst, die Kuh fliegen zu lassen
Diese Artikelserie bildet den Auftakt zu einem Bühnenstück in 4 Akten.
Sie führt dich von den tiefen menschlichen Wahrnehmungsmustern über die typischen Blockaden in Organisationen bis hin zu den konkreten Werkzeugen und Denkweisen, die den Weg in den Möglichkeitsraum freimachen.
Sie ist bei weitem nicht vollständig und sie ist auch kein Kochbuch, das aufzeigt, wie es methodisch geht. Wäre das möglich im komplexen Raum? Natürlich nicht, das zu behaupten wäre unseriös.
Sie ist eine Einladung, diese Bühne zu betreten und die Szenen mitzugestalten, mitzudenken, zu kritisieren, zu ergänzen und mehr.
1. Akt: Du betrittst die Bühne und findest Orientierung.
- Szene: Die drei „S“ des Lebens begleiten uns durch unser (Arbeits-)Leben und führen zu Selbstwirksamkeit und Selbstfürsorge
- Szene: Vom Ereignis zum Erlebnis: Wie Realität konstruiert wird, warum deine Wahrnehmung alles verändert und du verantwortlich bist, niemand sonst
2. Akt: Die Blockaden werden aufgestellt
- Szene Die Systemblockade: Die Stillstandsdynamik: Wenn Prozesse den Fortschritt verhindern
- Szene Die Reaktionsblockade: Die Change-Kurve im Alltag: Was passiert, wenn ein Ereignis uns aus der Bahn wirft?
3. Akt: Die Mustererkennung im System
- Szene: Das Struktur-Muster: Die unsichtbare Hierarchie: Warum „alle sind gleich“ eine Illusion ist
- Szene: Das Verhaltens-Muster I: Die Rebellen in uns
- Szene: Das Verhaltens-Muster II: Der Prinzipienreiter: Wenn gute Regeln zur Falle werden
- Szene: Das Verhaltens-Muster III: Die Rechtfertigungsfalle: Warum Erklärungen die Zusammenarbeit lähmen
- Szene: Das Verhaltens-Muster IV: Der Tyrann des Wichtigen: Wie wir aufhören, für uns selbst zu kämpfen und anfangen, für das Team zu gewinnen
4. Akt: Denk– und Handlungsmodelle
- Szene: Kompass im Kontext: Der Toyota-Trugschluss: Warum gute Argumente im falschen Kontext gefährlich sind und Flow verhindern
- Szene: Werkzeug der Wahrheit: Meinung oder Messung? Wie wir aufhören zu streiten und anfangen evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen, ohne das Menschliche zu vergessen.
- Szene: Die Macht der Worte: Werkzeuge für konstruktiven Dialog (in Vorbereitung)
- Szene: Fundament des Lernens: psychologische Sicherheit und das Missverständnis vom Fehler
- Szene: Eine Anwendung im Alltag: Effizienz oder Innovation? Die Kunst, das richtige Meeting zu gestalten (in Vorbereitung)
- Szene: Der Abschluss: Das Spiel ändern: Vom Problem-Löser zum Möglichkeits-Gestalter – die Kuh fliegt

