Ein Impuls über

  • breites Spektrum des Begriffes
  • Prinzipienreiter als Gegenpol
  • Cross-funktionale Teams

Eine etwas pathetische Einleitung ….

Ich beginne zunächst mit den negativen Ausprägungen von Prinzipien (wo sie uns nicht helfen) – unter Verwendung einer zugegebenermaßen etwas pathetischen Einleitung:

In der Mitte des Lebens, wenn der Blick in die Vergangenheit zunehmend länger wird als der Blick nach vorne in die Zukunft, stellen sich viele Menschen die Warum Fragen. Nicht in etwa nur warum du dies und jenes getan hast, sondern auch warum du dies und jenes nicht getan hast. Und die Antwort auf diese Fragen sollen deine Prinzipien sein? Weißt du wie Menschen mit Prinzipien alt werden? Einsam und allein mit ihren Prinzipien. Die Rede ist von den Prinzipienreitern. Prinzipien bestimmen hier das Verhalten.

Um wieder etwas allgemeiner zu schreiben. Sollen wir jetzt alle unsere Prinzipien generell über den Haufen werfen? Natürlich nicht, aber es ist durchaus hilfreich regelmäßig zu überprüfen, ob die Prinzipien noch zu den Umständen passen, die Welt dreht sich schließlich weiter. Und generell gilt doch auch in manchen Situationen: man kann ja auch mal „Fünfe gerade sein lassen“.

Polaritäten

Prinzipien sind wie alles im Leben eine Medaille mit zwei Seiten. Dort wo sie Klarheit und Richtung geben und damit einen Standpunkt für Entscheidungen geben, steht Inflexibilität gegenüber und verhindert Anpassungsfähigkeit. Leben wir Integrität und Authentizität nach strengen Prinzipien, kann dies im Übermaß zu sozialer Isolation führen (siehe Beispiel oben).

Wo Prinzipien helfen

Dort wo sie quasi als Kontext fungieren in unserem Wirken – oder anders ausgedrückt: nach welchen Prinzipien wir etwas tun oder betrachten. Das Etwas orientiert sich dabei beispielsweise an konkreten Zielen, am Produkt, an der Zusammenarbeit oder auch an einer Strategie.

Einige der wohl bekanntesten Prinzipien in der agilen Arbeit liegen hinter den Werten des agilen Manifests1). Obwohl im direkten Vergleich einer der Wertebeschreibungen (#wertedichotomie) „Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation“ ein klarer Vorzug zu erkennen ist, ist Dokumentation dennoch immer wieder ein Beispiel was zu endlosen Diskussionen führen kann. Da fallen sofort Sichtworte ein wie „Aktualität“, „Struktur und Lesbarkeit für z.B. bestimmte Personengruppen“, „Vollständigkeit“ und viele weitere.

All diese Stichworte sind bedürfnisorientiert. Jetzt ist die Brücke geschlagen von den Prinzipien zu den Werten. Denn Bedürfnisse können auf Werte, bzw. Wertesysteme zurückgeführt werden.

Häufig gibt es auch unternehmerische Vorgaben, z.B. die Form der Auditierung. Somit orientieren wir uns auch immer daran, was aus unternehmerischer Sicht wertsteigernd ist (Produkt, Ziele, Zusammenarbeit, Strategie, weitere).

In der Praxis – UmsetzungsRaum

Der Weg kann nun folgendermaßen sein. In dem wir gemeinsam die Frage beantworten – nach welchen Prinzipien dokumentieren wir, um dem Bedürfnis nach „Vollständigkeit“ zu gerecht zu werden?

Unsere Bedürfnisse lassen sich mit den definierten Prinzipien formulieren und wir haben ganz automatisch die Spielregeln aufgestellt, nach denen wir im Team das Spielfeld „Dokumentation“ bespielen. Und das Schöne ist, hier können auch individuelle Werte und Bedürfnisse einzelner Mitarbeitender einfließen.

Cross-funktionale Teams

Cross-funktionale Teams, wenn sie aus verschiedenen Fachbereichen zusammen arbeiten, sind häufig bemüht, es allen Seiten Recht zu machen. Schauen wir uns zunächst mal die Zielvorgaben und Prozesse an und klären, wo jeweils die Reise hin gehen soll. Prinzipien, z.B. für die Zusammenarbeit helfen uns in der Festlegung, wie wir diese Vorgaben erfüllen können und wo sie ggf. nicht erfüllbar sind und einer Anpassung benötigen, um Fokus auf Produkt und Lieferfähigkeit zu lenken. Dies fördert ebenfalls die Teamautonomie und Selbstorganisation.

Die bestimmenden Spielregeln

Zugegeben, das klingt nach viel Arbeit und Fleiß. Aber seien wir mal ehrlich. Messen wir objektiv die Zeit (nicht subjektiv über ein reines Gefühl), die wir mit Diskussionen zubringen, die wir doch auch schon in der Vergangenheit immer mal wieder geführt haben? Könnten wir nicht viel effizienter sein, wenn wir einfach die Frage beantworten, welche Spielregeln verletzt wurden oder ergänzt werden müssen? Diese Spielregeln lassen sich in eigenen Workshops aufstellen und regelmäßig überprüfen (#inspectandadapt).

Wir haben ohnehin Spielregeln im Scrum, z.B. durch die

  • Definition of Done (DoD)

die das Commitment für das Artefact „Increment“ abbildet. Es gibt weitere hilfreiche Commitments, wie zum Beispiel die

  • Definition of Ready (DoR) oder die
  • Akzeptanz Kriterien (AC)

Über die Prinzipien nach denen wir nun beispielweise XYZ tun geben wir automatisch ein Commitment ab. Wir erfüllen dadurch auch die dritte Säule bei Scrum, nämlich Transparenz (#transparency).

VerweisRaum

1) https://agilemanifesto.org/