Ein Impuls über

  • ein kontrovers diskutiertes Modell mit mehreren Ausprägungen
  • Enttäuschung (das Ende der Täuschung) -> Akzeptanz -> Veränderung
  • lass los, was dich festhält

Der Weg der Veränderung

In meiner Rolle fördere ich bei Teams und Organisationen den Mut zur Veränderung. Dabei ist mir natürlich auch die sogenannte Change Kurve begegnet. Ich habe sie schon in unterschiedlichen Ausprägungen gefunden mit unterschiedlich vielen Phasen und Beschriftungen. Vermutlich auch mit ein Grund, warum sie insgesamt kontrovers diskutiert wird. Sie geht zurück auf die 5 Trauer (oder Sterbe-) Phasen von Elisabeth Kübler-Ross. Darin beschreibt Elisabeth Kübler-Ross emotionale Phasen, die Menschen durchlaufen, wenn sie mit signifikanten Veränderungen – wie z.B. den Verlust durch Tod einer Person – konfrontiert werden.

Tatsächlich durchlaufen wir diese Phasen sehr viel häufiger, nicht immer in der Intensität von Emotion (Amplitude) und Dauer (Zeit). Aber immer in der Konfrontation mit Ereignissen und Situationen, bzw. in der Begegnung mit anderen Personen – also den zwischenmenschlichen Ereignissen.

Daher lohnt sich ein genauerer Blick auf das, was die Phasen triggert und der sich daraus ergebenden Folgen. In der Verallgemeinerung müssen wir dennoch bedenken, dass jeder Mensch individuell ist.

Das Ereignis bestimmt den Verlauf

Phase 1: Schock

Wir kennen es alle. Jemand begegnet uns mit Unerwartetem, z.B. einer Äußerung. Eine Äußerung, die überhaupt nicht in unser Denk- oder Handlungsmuster passt – und damit zu etwas negativ Unerwartetem wurde. Dies ist der Einstieg in das Modell (#reizreaktion). Im ersten Moment sind wir geschockt – damit ist unsere Wahrnehmung getriggert und wir beginnen uns mit dem Konfrontierten auseinanderzusetzen.

Phase 2: Widerstand

Was dann folgt ist automatisch der Widerstand. Damit sichern wir zunächst mal unseren Status Quo, verteidigen und rechtfertigen quasi unser Denk- und Handlungsmuster. All dies bewegt sich erst mal in unseren Gedanken1). Ein erster Impuls ist es, sich zu rechtfertigen.

Phase 3: Emotion

Unsere Gedanken führen immer zu einer Emotion, einem Gefühl. Positive Gedanken zu positiven Gefühlen, negative Gedanken zu negativen Gefühlen. Da es ein negativ unerwartetes Ereignis war, können wir tatsächlich von Trauer sprechen – als eine der Grundemotionen.

Phase 4: Akzeptanz

Ein Ereignis, dass wir nicht rückgängig machen können (dazu zählen auch ein gesagtes Wort oder eine andere Meinung), sollte uns immer in die Akzeptanz bringen. Akzeptanz heißt nicht, dass wir die Dinge einfach so hinnehmen müssen, wie sie sind. Es heißt aber, dass wir den Widerstand und die damit verbundene Emotion überwunden haben (wobei die Emotion deutlich länger nachschwingen kann). Akzeptanz ist die Tür, durch die wir gehen müssen, um in die Kreativität zu gelangen.

Phase 5: weiter geht’s mit kreativen Ideen

In dieser Phase sind wir bereit uns mit neuen Ideen zu befassen. Von der Verschlossenheit zur Entschlossenheit. Ggf. unser Denk- und Handlungsmuster aufgrund des Ereignisses anzupassen (#inspectandadapt)

Die Phasen erkennen

Beispielsätze können wie folgt helfen zu erkennen:

Schock

  • damit habe ich ja überhaupt nicht gerechnet
  • das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein

Widerstand

  • das kann ja so gar nicht funktionieren
  • da gehe ich nicht mit

Trauer

  • ich fühle mich damit …
  • schade, ich hätte das …

Das gesprochene Wort gibt allerdings nur einen ungefähren Anhaltspunkt, in welcher Phase man sich befindet. Tatsächlich schwingt neben dem Wort auch die Körpersprache mit, die Gestik – also alles, was wir mit nonverbaler Kommunikation umschreiben. Alles zusammen lässt erkennen, dass man noch nicht in der Akzeptanz angekommen ist.

Die Phasen durchwandern

Das Ziel muss sein, die Phasen 1 – 3 so schnell wie möglich zu durchwandern. Je schwerwiegender das unerwartete Ereignis, desto länger dauert dieser Phasendurchlauf, desto länger der innere Konflikt. Im Schock ist man gelähmt, im Widerstand behindert, die Trauer hilft loszulassen.

Lass los, was dich festhält

Die Kraft der Akzeptanz

Akzeptanz bedeutet, dem Ereignis ein klares Ja zu spendieren (#ambiguitätstoleranz). Dies öffnet den Blick nach vorne, ohne negative Belastung2). Konstruktives Handeln und Kreativität setzt diese Phase voraus.

Im Teamkontext

Es gibt immer wieder auch kleinere Situationen, bei denen wir beobachten können, dass Personen in unterschiedlichen Phasen unterwegs sind. Wann immer wir feststellen, dass jemand nicht mindestens in der Akzeptanz ist, wird sich das auf die Kommunikation und die Ergebnisse (negativ) auswirken. Schlimmstenfalls bis zur Blockade.

Wir müssen jede Phase ernst nehmen und auf jede Phase entsprechend reagieren. D.h. man muss Personen, die im Widerstand sind, ganz anders abholen, als Personen, die bereits in der Akzeptanz sind.

FußRaum

Babys steht es ins Gesicht geschrieben. Beobachte Babys und du erkennst im Gesicht die einzelnen Phasen.

Auch bei Kindern erkennt man sehr gut, in welcher Phase sie sich befinden. Gerade im Kontext Schule ist es immer wieder verwunderlich, dass versucht wird, den Kindern etwas beizubringen – also Kreativität und Lernbereitschaft abzurufen, während sie noch voll im Widerstand sind. Weil sie ein Ereignis (z.B. den Matheunterricht) einfach als sinnlos und Zeitverschwendung erachten.

Das setzt sich im Erwachsenenalter fort, somit gilt es, die Sinnhaftigkeit im Tun zu erkennen und zu fördern und dies im Besonderen bei Veränderungsprozessen.

 

LiteraturRaum

1) Ich bin der Geist, der stets verneint (Goethe’s Faust)
2) Zwei Seelen schlagen ach! in meiner Brust (Goethe’s Faust)