Ein Impuls über

  • ein kontrovers diskutiertes Modell mit mehreren Ausprägungen
  • Enttäuschung (das Ende der Täuschung) -> Akzeptanz -> Veränderung
  • lass los, was dich festhält

Der Weg der Veränderung

In meiner Rolle fördere ich den Mut zur Veränderung und zwar immer zur positiven Veränderung – durch die Beantwortung der Frage, was soll eigentlich die relevante Unterschiedsbildung sein. In Change Prozessen kennen wir die 7 Phasen der Veränderung nach Streich (Grafik siehe unten) – die Change Kurve. Sucht man jedoch nach Change Kurve findet man sie in unterschiedlichen Ausprägungen mit unterschiedlich vielen Phasen und Beschriftungen. Vermutlich auch mit ein Grund, warum sie insgesamt kontrovers diskutiert wird. Sie geht zurück auf die 5 Trauer (oder Sterbe-) Phasen von Elisabeth Kübler-Ross. Darin beschreibt Elisabeth Kübler-Ross emotionale Phasen, die Menschen durchlaufen, wenn sie mit signifikanten Veränderungen – wie z.B. den Verlust durch Tod einer Person – konfrontiert werden.

Tatsächlich durchlaufen wir diese Phasen sehr viel häufiger, nicht immer in der Intensität von Emotion (Amplitude) und Dauer (Zeit). Aber immer in der Konfrontation mit Ereignissen und Situationen, bzw. in der Begegnung mit anderen Menschen. Somit in den zwischenmenschlichen Ereignissen.

Daher lohnt sich ein genauerer Blick auf das, was die Phasen triggert und der sich daraus ergebenden unmittelbaren Folgen. Dazu ein kleines Beispiel, das so oder in ähnlicher Form und Umgebung sicherlich vielen von uns schon begegnet ist.

Das Meeting lief bisher gut. Ein Großteil der Teilnehmenden waren aktiv dabei, brachten Ideen ein. Jeder schien verstanden zu haben, dass es heute darum ging, den Problemraum zu erkunden – ablauforientiert nicht durchlauforientiert, bevor man in den Lösungsraum wechselt. Es herrschte eine produktive, kooperative Atmosphäre.

Dann, plötzlich, kurz vor dem Ende der geplanten Zeit, meldete sich Philip zu Wort. Laut und deutlich, wie immer. Philip war bekannt dafür, dass er sich gerne in den Vordergrund stellte und dadurch einen gewissen Druck auf die Gruppe ausüben konnte. Manchmal subtil, manchmal weniger. „Ganz ehrlich“, begann er, „ich verstehe immer noch nicht, was das hier soll. Warum sind wir überhaupt hier? Ich meine, was bringt uns dieses ganze Meeting? Wo ist der Mehrwert?“

Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus. Einige Teilnehmende tauschten Blicke aus, andere schienen unsicher, ob sie ihm zustimmen oder sich abwenden sollten. Es war ein Moment, in dem die Gruppendynamik kippte…

Deine Rolle als Teilnehmender

Versetz dich nun einmal gedanklich in einzelne Teilnehmende und schaue, wie sich die Emotionen im Verlauf des Meetings entwickeln. Schau einmal bei dir, ob du dich mit Philip identifizieren kannst oder doch eher mit einem der Teilnehmenden.

Das Ereignis bestimmt den Durchlauf

Schauen wir einmal auf die Phasen der Trauer Kurve nach Kübler-Ross.

Phase 1: Schock

Wir kennen es alle. Jemand begegnet uns mit Unerwartetem, z.B. einer Äußerung. Eine Äußerung, die überhaupt nicht in unser Denk- oder Handlungsmuster passt – und damit zu etwas negativ Unerwartetem wurde. Dies ist der Einstieg in das Modell (#reizreaktion). Im ersten Moment sind wir geschockt – damit ist unsere Wahrnehmung getriggert und wir beginnen uns mit dem Konfrontierten auseinanderzusetzen.

Phase 2: Widerstand

Was folgt ist der Widerstand (#schutzimpuls) – der Frage an uns selbst, wie kann ich dem Schockereignis widerstehen. Damit sichern wir zunächst mal unseren Status Quo, verteidigen und rechtfertigen quasi unser Denk- und Handlungsmuster1). All dies beginnt erst mal in unseren Gedanken2). Ein erster Impuls folgt daraus, sich zu rechtfertigen.

Phase 3: Trauer

Unsere Gedanken führen immer zu unseren Emotionen, den Gefühlen. Positive Gedanken zu positiven Gefühlen, negative Gedanken zu negativen Gefühlen. Wir sprechen in dieser Phase von Trauer, denn die Erkenntnis aus dem Ereignis, das nicht mehr rückgängig zu machen ist führt dazu, all das loszulassen – zunächst gedanklich – was nicht zu einer konstruktiven Lösung passt. Die Trauer hierüber – als eine der Grundemotionen wird auch gelegentlich als Wut nach Außen getragen.

Phase 4: Akzeptanz

Ein Ereignis, dass wir nicht rückgängig machen können (dazu zählen auch ein gesagtes Wort oder eine andere Meinung), sollte uns immer in die Akzeptanz bringen. Akzeptanz heißt nicht, dass wir die Dinge einfach so hinnehmen müssen, wie sie sind. Es heißt aber, dass wir den Widerstand und die damit verbundene Emotion überwunden haben. Wobei die Emotion deutlich länger nachschwingen kann – Streich setzt die rationale Akzeptanz daher zeitlich vor die emotionale Akzeptanz. Aber immer gilt: Akzeptanz ist die Tür, durch die wir gehen müssen, um in die Kreativität zu gelangen.

Phase 5: weiter geht’s mit kreativen Ideen

In dieser Phase sind wir bereit uns mit neuen Ideen zu befassen. Von der Verschlossenheit zur Entschlossenheit. Ggf. unser Denk- und Handlungsmuster aufgrund der Umstände, Situationen und Ereignisses anzupassen (#inspectandadapt). Diese Phase wird in verschiedenen Change Kurven weiter unterteilt dargestellt – z.B. Experiment

Die Phasen erkennen

Im Verlauf des Meetings baute sich bei den Teilnehmenden immer stärker die Akzeptanz auf, während sich bei Philip der Widerstand aufbaute. Sein Schockerlebnis bleibt unentdeckt, ein Ereignis, ein Umstand oder eine Situation (oder eine Abfolge) hat Philip getriggert. Dennoch schien Philip offensichtlich nicht abgeholt worden zu sein. Seine Äußerung führte dann bei den Teilnehmenden zum Schockerlebnis. Im weiteren Verlauf des Meetings, bzw. durch die Einflussnahme der Moderation würden sich weitere Phasen entwickeln und durchlaufen lassen.

Die Phasen durchwandern

Das Ziel muss sein, die Phasen 1 – 3 so schnell wie möglich zu durchwandern – also mit dem Widerstand arbeiten, nicht gegen ihn, denn das kann bis zur Blockade führen. Je schwerwiegender das unerwartete Ereignis, desto länger dauert dieser Phasendurchlauf, desto länger der innere Konflikt. Im Schock ist man gelähmt, im Widerstand behindert, die Trauer hilft loszulassen.

Lass los, was dich festhält

FußRaum

Babys steht es ins Gesicht geschrieben. Beobachte Babys und du erkennst im Gesicht die einzelnen Phasen.

Auch bei Kindern erkennt man sehr gut, in welcher Phase sie sich befinden. Gerade im Kontext Schule ist es immer wieder verwunderlich, dass versucht wird, den Kindern etwas beizubringen – also Kreativität und Lernbereitschaft abzurufen, während sie noch voll im Widerstand sind. Weil sie ein Ereignis (z.B. den Matheunterricht) einfach als sinnlos und Zeitverschwendung erachten.

Das setzt sich im Erwachsenenalter fort, somit gilt es, die Sinnhaftigkeit im Tun zu erkennen und zu fördern und dies im Besonderen bei Veränderungsprozessen.

 

LiteraturRaum

1) Handlungsmuster aus dem Widerstand arbeiten immer „Gegen“. Es gilt hier Betroffene zu Beteiligten zu machen
2) Ich bin der Geist, der stets verneint (Goethe’s Faust) – … – Zwei Seelen schlagen ach! in meiner Brust (Goethe’s Faust)

QuellenRaum

Change Kurve nach Streich

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